Begehung mit Förster Künzig im Storchenbaumwald
Pfützen, die nach Regenfällen wochenlang bestehen bleiben, versteckte Senken im Waldboden und alte Fahrspuren voller Wasser – für Amphibien können sie überlebenswichtige Kinderstuben sein. Doch solche Laichgewässer werden immer seltener. Bei einer gemeinsamen Begehung tauschten sich Förster Künzig vom Kreisforstamt Rhein-Neckar, zwei NABU-Mitglieder und der Amphibienexperte Gianpaolo Montinaro über potentielle Laichgewässer vor Ort aus. Das Ziel: Geeignete Standorte für Laichgewässer identifizieren und mögliche Schutzmaßnahmen zu diskutieren.
Die bedrohliche Lage der Amphibien
Die Situation der Amphibien ist besorgniserregend. Selbst Bestände einst weit verbreiteter Arten wie Grasfrosch und Erdkröte sind laut dem Landschaftserhaltungsverband (LEV) stark rückläufig. Mehrere Faktoren tragen zu diesem Trend bei: Der Insektenschwund verringert die Nahrungsgrundlage, verbliebene Lebensräume sind zunehmend isoliert, und neue Krankheiten bedrohen die Populationen. Besonders schwer wiegt jedoch der Mangel an geeigneten Laichgewässern.
Konkrete Schutzmaßnahmen
Im Rahmen der gemeinsamen Begehung wurden verschiedene Standorte im Storchenbaumwald in Mauer angeschaut, die sich potenziell als neue Laichgewässer eignen. Diese Initiative ergänzt die Artenschutzmaßnahmen des LEV im Offenland. Das langfristige Ziel ist es, durch Neuanlagen, Erweiterungen oder Aufwertungen bestehender Gewässer den Lebensraum für Amphibien zu verbessern.
In einem ersten Schritt sollen mögliche Standorte über das Jahr hinweg genau beobachtet werden. Dabei werden Wasserstände regelmäßig kontrolliert und Hinweise auf Amphibien, wie Laich oder Kaulquappen, dokumentiert. Diese Erkenntnisse sind entscheidend, um fundierte Entscheidungen für künftige Schutzmaßnahmen zu treffen.
1. Karlsbrunnen
Der Karlsbrunnen ist ein seit Jahrzehnten bekanntes Laichgewässer für Feuersalamander. Im gesamten Bachverlauf können Feuersalamanderlarven vorkommen.
Ideen zur Aufwertung:
- Vertiefung des großen Beckens auf etwa halbe Gummistiefel-Tiefe (ursprünglichen Tiefe vor vielen Jahren bei Neuanlage des Beckens)
- Schaffung von kleinen Versteckmöglichkeiten in der Ufermauer, damit sich Amphibienlarven besser verstecken können.
Ergänzung: Vertiefung durch den Bauhof am 28.01.2025
Auf Initiative von Förster Künzig wurde durch den Bauhof mit einem Minibagger das Karlsbrunnenbecken in der Mitte soweit möglich vertieft.
2. Linksseitiger Graben am Aufgang zum Höhenweg
Beobachtung: Trotz längerer Regenzeit kein stehendes Wasser.
Idee: Vertiefung des Bereichs hinter einem vorhandenen Wall (ggf. mit Tonauskleidung)
3. Abzweigung zum Höhenweg
Beobachtung: Regenwasser fließt nach längeren Regenfällen über die Abzweigung zum Höhenweg
Ideen:
- Regenwasser gezielt fassen und mit einem Rohr unter dem Weg auf die andere Seite führen.
- Ein mögliches Laichgewässer könnte durch Abdichtung und ggf. mit Terrassenstruktur geschaffen werden.
Ergänzung: Rohrverlegung und Anlage von Vertiefungen am 19./20.02.2025
Beauftragt durch Förster Künzig wurde die Idee der Rohrverlegung und Anlage von terrassierten Vertiefungen am 19./20.02.2025 durch die Firma Karolus umgesetzt. Zusätzlich wurden zwei große Gruben rechtsseitig des Aufgangs zum Höhenweg ausgebaggert.
4. Bergseitige Pfütze auf dem Höhenweg
Beobachtung: Eine bestehende kleine Pfütze direkt am Wegesrand.
Idee: Vergrößerung mithilfe eines Minibaggers. Weiteres Monitoring des Wasserstands erforderlich.
5. Bergseitige tiefe Fahrspuren an Einfahrt zu Rückegasse
Beobachtung: Bei der Begehung waren 15-20 cm stehendes Wasser in den Fahrspuren vorhanden.
Ideen: Regelmäßige Kontrolle des Wasserstands und der Amphibienvorkommen.
Falls sich die Bedingungen als geeignet erweisen, könnte durch gelegentliches Befahren in der Winterjahreshälfte der verdichtete Boden erhalten bleiben – potenziell als Lebensraum z. B. für die
Gelbbauchunke.
6. Oberer Abschnitt des Grabens an der Grenze Mauer/Bammental
Beobachtung: Fließendes kleines Bächlein im Wassergraben entlang der Gemarkungsgrenze zwischen Mauer und Bammental.
Ideen:
- Überprüfung des Wasserstands und möglicher Amphibienvorkommen im Jahresverlauf
- Mittelfristig eventuell Aufstauung auf der linken Seite, um einen verbreiterten Wasserbereich zu schaffen.
- Klärung der Besitzverhältnisse
7. Unterer Abschnitt des Grabens an der Grenze Mauer/Bammental
Ideen:
- Anlegen eines neuen Tümpels abseits des Grabens, mit Wasserzufluss aus dem Graben und einem Überlauf zurück in den Graben.
- Klärung der Besitzverhältnisse
8. Fahrspuren auf Rückgasse hinter dem Waldschlösschen
Beobachtung: Kleinste stehende Gewässer und wassergefüllte Fahrspuren vorhanden, in denen in früheren Jahren bereits Kaulquappen gesichtet wurden.
Ideen:
- Regelmäßige Überprüfung auf Amphibienvorkommen
- Gezielte Sperrungen mit begleitender Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen, um die Fahrspuren während der Laichzeit als Biotope zu schützen.